Forchheim. Was früher selbstverständlich war, ist heute immer mehr Menschen ein Dorn im Auge: In den ländlichen Regionen Bayerns mehren sich Beschwerden und mitunter sogar Klagen wegen des Geläuts von Kuhglocken oder des Geruchs von Misthaufen und Hühnerställen. Bereits seit vergangenem Jahr setzt sich die FREIE WÄHLER Landtagsfraktion deshalb dafür ein, diese für das Landleben typischen und identitätsstiftenden Geräusche und Gerüche per Gesetz schützen zu lassen. Bei ihrer Klausur Ende Mai im Münchner Werksviertel haben die Abgeordneten diese Forderung nun erneuert – verbunden mit einer Resolution, die von zahlreichen Unterstützern der FREIE WÄHLER-Initiative mitunterzeichnet wurde.
„Zur Kultur und zum Selbstverständnis zahlreicher Regionen Deutschlands zählen ortstypische und identitätsstiftende Gerüche und Geräusche, die meist auf jahrhundertealte Traditionen und Gepflogenheiten zurückzuführen sind. Dieses kulturelle Erbe wollen wir bewahren und durch eine entsprechende Gesetzesänderung schützen lassen“, erklärt Thorsten Glauber, Abgeordneter aus Forchheim. Eine entsprechende Bundesratsinitiative habe der Freistaat bereits im vergangenen Jahr eingebracht – doch eine Entscheidung der Länderkammer stehe nach wie vor aus, bedauert Glauber. „Leider hat sich der Ausschuss für Agrarpolitik und Verbraucherschutz im Bundesrat noch nicht dazu durchringen können, unsere Initiative auf die Tagesordnung zu nehmen.“
Das sei auch deshalb bedauerlich, weil Länder wie Frankreich längst vormachten, wie das landestypische Sinneserbe geschützt werden könne. „Bei unseren französischen Nachbarn obliegt es den einzelnen Regionen, welche konkreten Geräusche und Gerüche geschützt werden, um den Besonderheiten vor Ort Rechnung zu tragen“, erklärt Glauber. Mittels Resolution fordert seine Fraktion die Bundesländer deshalb ein weiteres Mal auf, die FREIEN WÄHLER bei ihrem Vorstoß zu unterstützen. „Die Gäste unserer Fraktionsklausur tragen diese Resolution umfassend mit und haben diese mitunterzeichnet – darunter ein Landwirt, eine Geflügelzüchterin, eine Hobby-Hühnerhalterin und sogar eine Europaabgeordnete. Ich appelliere deshalb an die übrigen Bundesländer, sich unserer Initiative anzuschließen.“
Weiter fragt der Abgeordnete: „Was bleibt hängen, wenn wir aus unseren Urlauben heimkehren? Es ist der Duft von Lavendel, von Meerwasser oder fangfrischem Fisch. All diese Sinneseindrücke verbinden wir mit bestimmten Regionen und bestimmten Ländern; sie alle hinterlassen bei uns positive Emotionen.“ Diese Pfründe müsse sich der Freistaat – auch mit Blick auf den Tourismus – viel stärker zunutze machen. Die bayerische Landwirtschaft und die von ihr geformte Kulturlandschaft seien in der Bundesrepublik echte Alleinstellungsmerkmale.
„Wer an Bayern denkt, hat Bilder von Heuhaufen, von krähenden Hähnen auf Misthaufen und von Kirchtürmen mit Zwiebeldach im Kopf. Unser Ziel muss sein, dass die dazugehörenden Geräusche und Gerüche genauso als Teil bayerischer Identität wahrgenommen werden – damit der Tourismusstandort Bayern noch mehr Profil gewinnt und für unsere ländlichen Räume mehr Wertschöpfung generiert werden kann.“
Hinweis: Die erwähnte Resolution finden Sie HIER.